Yello
You Gotta Say Yes To Another Excess
1984, Stiff/Vertigo

Das dritte Album markierte den Durchbruch für die Schweizer Elektronikpioniere von Yello. Gleichzeitig ist es das letzte Album, an dem Gründungsmitglied Carlo Péron mitgewirkt hat: Nach Fertigstellung von You Gotta Say Yes To Another Excess beendete er die Zusammenarbeit mit Boris Blank und Dieter Meier, die fortan als Duo weitermachten. Yello sollte anschließend noch erfolgreicher werden und ein Maßstab in puncto Aufnahmetechnik werden. Aber die ungeheure musikalische Kreativität von You Gotta Say Yes To Another Excess sollten sie nicht mehr erreichen.
Nach wir vor hält sich hartnäckig das Gerücht, Yello sei von Boris Blank und Dieter Meier gegründet worden. Richtig ist, dass Blank und Carlos Péron im Jahr 1977 die Band gründeten und Meyer ein Jahr später von den beiden als „Begleitstimme“ akquiriert wurde. Erste Cluberfolge erzielte das Trio mit der auf dem Residents-Label „Ralph Records“ veröffentlichten Single „Bostich“. Ein Jahr später folgte das erste Studioalbum Solid Pleasure, im Jahr 1981 wurde Ciaro Que Si veröffentlicht. Die Anfangsphase der Schweizer Band ist stark geprägt von experimentellen Sounds. Blank und Péron tüftelten an Synthesizern, loteten die Möglichkeiten diverser Geräte aus, nahmen Geräusche auf und verarbeiteten diese zu Songs. Diese Vorgehensweise behielten sie auf You Gotta Say Yes To Another Excess bei, strafften aber das Songwriting und die Rhythmusstrukturen, sodass die Tracks etwas mehr Pop-Appeal gewannen. Blanks und Pérons Produktion klang zwar nicht so durchweg innovativ wie auf den Vorgängeralben, aber das lag wahrscheinlich eher daran, dass andere Synthie-Pop-Bands technologisch aufgeholt hatten. Diesbezüglich war Yello den meisten „Mitbewerbern“ meilenweit voraus – abgesehen von den Frühwerken von The Human League, Depeche Mode und Heaven 17.
Dennoch, oder gerade deswegen, schien das Trio einen Nerv getroffen zu haben: Erstmals gelang es einem Yello-Album sowohl im Vereinigten Königreich als auch in den USA und in ihrer Heimat in die Charts einzusteigen. Die beiden ersten Single-Auskopplungen – „I Love You“ und „Lost Again“ – waren dabei extrem hilfreich, erwiesen sie sich doch als wahre Dauerbrenner auf den Clubtanzflächen dieser Welt. Die anderen Singles – der Titeltrack, „Let Me Cry“ und „Pumping Velvet“ – manifestierten Yellos Ruf als eine der unberechenbarsten Experimentalbands innerhalb der elektronischen Pop-Avantgarde. Mit Pérons Weggang verlor die Band zwar ihre exzentrischeren Klangimpulse, gewann danach aber immer mehr an Soundprofil. Trotzdem muss man festhalten, dass You Gotta Say Yes To Another Excess mit der homogensten Mischung aus Flüster-Vocals, pulsierenden Beats sowie hellen und dunklen Stimmungen aufwartet, die jemals in einem Yello-Album zu finden war – ohne dabei Humor zu opfern. Auf keinem anderen Werk gelang Yello der Spagat zwischen Kunst und Kommerz so gut, wie auf ihrem dritten Longplayer. Wahrscheinlich ist Yello sogar die zweitwichtigste Band in der Geschichte der europäischen Elektronikbewegung nach Kraftwerk. You Gotta Say Yes To Another Excess sollte als ausreichender Beleg dafür dienen!
Track Listing
Side A:
- I Love You
- Lost Again
- No More Words
- Crash Dance
- Great Mission
- You Gotta Say Yes To Another Excess
Side B:
- Swing
- Heavy Whispers
- Smile On You
- Pumping Velvet
- Salut Mayoumba