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Tigran Hamasyan

The Bird Of A Thousand Voices

Believe Records/Naive

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Album 02.09.2024

Im Jazz sind Crossover-Konzeptalben rar geworden. Dies dürfte nicht nur finanzielle Gründe haben: Nur wenige Künstler trauen es sich zu, ihre Kompositionen in einen größeren Zusammenhang zu stellen und dabei den Spagat zwischen unterschiedlichen Stilrichtungen der Musik zu wagen. Dem armenischen Jazzpianisten Tigran Hamasyan ist es gelungen, mit The Bird Of A Thousand Voices ein Großwerk zu schaffen, dass sich in eine Reihe mit Genreklassikern wie Pat Methenys Secret Story, Brad Mehldaus Finding Gabriel und Gilad Hekselmans Far Star stellen darf.

Musikalischer Eklektizismus ist dem 1987 in Leninakan geborenen Tigran Hamasyan gewiss nicht fremd. In seiner jungen Diskographie finden sich bereits einige Alben, die an musikalischer Tiefe, Komplexität und Vielschichtigkeit nur schwerlich zu übertreffen sind. Der Armenier bewegte sich dabei von jeher zwischen orthodoxer Jazzlehre, Klassik, Pop, Progressive-Rock und Folk(lore) – letzteres hauptsächlich inspiriert von den volkstümlichen und sakralen Musiktraditionen seines Heimatlandes. So ist es jetzt die alte armenische Volkserzählung „Hazaran Blbul“, die von der Suche nach Weltharmonie durch Selbstfindung, Opfer und Wiedergeburt handelt, der sich Tigran Hamsyan auf eindrucksvollste Art und Weise angenommen hat. Im Jahr 2019 begann Hamasyan mit der Arbeit zu dem als Musiktheaterstück konzipierten Album. Das 90-minütige, 24 Titel umfassende Werk wurde am 8. Juni 2024 beim Holland Festival in Amsterdam uraufgeführt. Für die visuelle Umsetzung zeichneten hauptsächlich der niederländische Regisseur Ruben Van Leer, mit dem Hamasyan bereits in vielen anderen Musikvideoprojekten zusammengearbeitet hat, sowie der teilweise in Berlin lebende Bühnenbildner Boris Acket verantwortlich.
Vokal-Support erhält Hamasyan (Klavier und analoge Synthesizer) von Landsleuten wie der Sopranistin Areni Agbabian, dem Komponisten und Dirigenten Vahram Sarkissian sowie der schwedisch-äthiopischen Sängerin Sofia Jernberg. Die Rhythmussektion auf The Bird Of A Thousand Voices bilden der Schlagzeuger und Perkussionist Nate Wood sowie der Bassist Marc Karapetian. Trotz der reduzierten Besetzung gelingt es Hamasyan eine gewaltige, ja monumentale Klangkulisse zu erschaffen, die sich zwischen Ambient, glasig-feingliederigem Pop, synthesizerlastigem Progressive-Metal und freier Jazzimprovisation bewegt. Das Ganze wirkt niemals willkürlich konstruiert, sondern wird durch den Handlungsstrang – die Suche eines Prinzen nach einem ganz besonderen Vogel, dessen Gesang die von Gleichgültigkeit verfluchten Menschen heilt – filigran und auf Basis armenischer Volksmusik zusammengehalten. Die vorgetragenen Melodien fungieren dabei nicht als bloße Bindeglieder – sie nehmen den Hörer an die Hand und führen diesen, wie ein leidenschaftlich-wissender Reisebegleiter, durch eine faszinierende Geschichte. Tigran Hamasyan hat schon einige beeindruckende Werke veröffentlicht. Mockroot oder The Call Within wären dabei ganz besonders hervorzuheben. Doch keine seiner bisherigen Releases besitzt diese mehrdimensionale Freiheit, mit der The Bird Of A Thousand Voices auch den nicht Jazz-affinen Musikliebhaber in den Bann ziehen kann. Schlichtweg überragend!

Album-Formate

Download/Streaming https://www.qobuz.com/de-de/album/the-bird-of-a-thousand-voices-tigran-hamasyan/ufngl42pftlca
2 LP BLV8490LP
2 CD BLV8490