Thomas Dolby
The Flat Earth
1984, EMI/Parlophone/Capitol Records
Als Thomas Dolby, der selbsternannte "Funky Mad Scientist", mit seinem Debütalbum The Golden Age Of Wireless Thomas Morgan Robertson Platz 13 der britischen Albumcharts eroberte, hielten nicht wenige den Erfolg für eine Eintagsfliege. Niemand ahnte wirklich, dass er zu einem der wichtigsten Protagonisten des New Wave werden und mit "The Flat Earth" das vielleicht beste Synthie-Pop-Album dieser Ära schaffen würde.
Um gleich mit einer Fehlinformation aufzuräumen, die sich bis heute hartnäckig hält: Thomas Morgan Robertson wurde nicht in Kairo, Ägypten geboren, sondern am 14.10.1958 in Hammersmith, London. Sein Vater, ein Klassischer Archäologe, verbrachte einen großen Teil seiner beruflichen Zeit an verschiedensten Orten des europäischen Kontinents. So kam es, dass sein Sohn, der ursprünglich Meteorologe werden wollte und als Minderjähriger überall mit hinziehen musste, wo er beschäftigt war, sich schon früh das Gitarre- und Klavierspielen selbst beibrachte. Inspiriert von Künstlern wie Brian Eno, Kraftwerk und Van Der Graaf Generator sammelte er in den U-Bahnhöfen von Paris und London erste Erfahrungen als Straßenmusiker und verdingte sich zusätzlich als Restaurant- und Barpianist. Mit 18 baute er seinen ersten eigenen Synthesizer, was ihm den Spitznamen „Dolby“ einbrachte – den späteren Künstlernamen, den er seinen Schulfreunden verdankt. Seine ernsthafte musikalische Karriere begann als er Ende der Siebziger Jahre als Toningenieur der britischen Underground-Band „The Fall“ wurde und dabei selbstgebaute PA-Technik einsetzte. Als Begleitmusiker von Lene Lovich und später als Session-Musiker bei den Aufnahmen zu Def Leppards Pyromania und Foreigners Album 4 zu Szene-Bekanntheit gelangt, nahm in das Label Parlophone unter Vertrag und gab ihm den nötigen künstlerischen Freiraum, um sein Debütalbum zu produzieren. The Golden Age Of Wireless, das im Mai 1982 veröffentlicht wurde und ähnlich wie Heaven 17s Penthouse & Pavement mit einer bis dahin ungehörten Mischung aus Elektropop und Funk aufwartete, zählt nach wie vor zu einem der beeindruckendsten Debüts, das jemals einem britischen Musiker gelang. Obwohl die Fachmedien das Album frenetisch feierten, wollte niemand so recht an einen weiteren Erfolg glauben. Doch Thomas Dolby sollte alle Kritiker Lügen strafen: The Flat Earth, das den Vorgänger an kompositorischer Komplexität bei weitem übertraf, konnte nicht nur an den Erfolg des Erstlings anknüpfen, sondern schaffte es gleichzeitig, das selbstkreierte Image des Elektrofunk-Nerds vollständig zu demolieren. Lediglich die erste Auskopplung aus dem Album – „Hyperactive“, das Dolby eigentlich für Michael Jackson schrieb – erinnerte noch an den Stil früherer Tage. Die beiden anderen Singles, „Dissidents“ und „I Scare Myself“ konnten nicht mehr so hoch charten, generierten jedoch genügend Aufmerksamkeit, die später zur Zusammenarbeit mit Musikern wie David Bowie, Joni Mitchell, George Clinton, Herbie Hancock, Mark Knopfler, Peter Gabriel, Stevie Wonder, Eddie Van Halen, Roger Waters u. v. m. führte. Zudem entstanden die erfolgreichsten Alben von Prefab Sprout, Steve McQueen, From Langley Park To Memphis und Jordan: The Comeback unter seiner Regie als Produzent.
Track Listing
Side A:
- Dissidents
- The Flat Earth
- Screen Kiss
Side B:
- White City
- Mulu The Rain Forest
- I Scare Myself
- Hyperactive!