The Smile
Wall Of Eyes
XL Recordings/Beggars Group/Indigo
Ziemlich überraschend und so gut wie ohne flankierende Werbemaßnahmen erschien im Jahr 2022 A Light For Attracting Attention – das Debütalbum des britischen Trios "The Smile". Hinter dem unscheinbaren Projektnamen verbargen sich drei gestandene Musiker: Thom Yorke und Jonny Greenwood von Radiohead sowie Tom Skinner, dem Schlagzeuger der New-Wave-of-Jazz-Protagonisten Sons Of Kemet. Das Release wurde von der Musikpresse gefeiert, stieg europaweit in die Top Ten der Albumcharts ein und bescherte der Band sogleich einen Auftritt im renommierten Montreux Jazz Festival. Was ursprünglich als One-Off-Veröffentlichung gedacht war, scheint jetzt zu einem echten Radiohead-Nebenprojekt geworden zu sein – darauf deutet zumindest das eben erschienene Zweitwerk Wall Of Eyes hin.
Thom Yorke, der gerade seine Arbeit zu Anima, seinem dritten Soloalbum abgeschlossen und Jonny Greenwood, der seine Soundtrack-Arbeiten zu „The Power Of The Dog“ und „Spencer“ beendet hatte, schmiedeten während der Covid-19-Phase Pläne zu einem neuen Bandprojekt. Tom Skinner sagte dem Vorhaben zu, während der ursprünglich angedachte Radiohead-Gitarrist Ed O’Brien diesem eine Absage erteilte: Die Aufnahmen zu seinem Solodebüt Earth zogen sich länger hin als gedacht. Kurzerhand entschloss man sich dazu, mit Hilfe von Produzent Nigel Godrich, die Riffs, die Greenwood während des Lockdowns geschrieben hatte, als Songwriting-Basis zu verwenden. Die Arbeitsweise behielt man für die siebenwöchige Aufnahmezeit zu Wall Of Eyes bei, das in den Oxford- sowie Abbey-Road-Studios unter der Regie von Sam Petts-Davies (Michael Kiwanuka, Puma Blue, Rogers Waters, Frank Ocean u. v. m.) und den Streicherarrangement-Input des London Contemporary Orchestra entstand.
Im Prinzip ist Wall Of Eyes, genauso wie der Vorgänger, ein Radiohead-Album – dafür sorgt allein schon Thom Yorkes unverkennbarer Gesang. Und dennoch sind die beiden The-Smile-Veröffentlichungen anders als der typische Radiohead-Output: Wall Of Eyes klingt rauer, intuitiver und weniger kopflastig. Fuchsteufelswilde Arrangements und elektrisierende Gitarrenriffs stehen butterweichen Streichern und Trance-artigen Soundspielereien gegenüber – alles verwoben mit Jazz-Krümeln, Folk-Parts, Krautrock-Fragmenten und Orchesteranleihen. Das mag etwas seltsam anmuten, ist es jedoch nicht, denn dem Trio gelingt es in unvergleichlicher Manier, die offensichtlichen Kontraste in einem absolut nicht widersprüchlichem Ganzen aufzulösen. Mit Wall Of Eyes gelingt The Smile das große Kino und: die Quadratur des (Art-)Pop-Kreises!
Album-Formate
Download/Streaming | https://thesmile.bandcamp.com/album/wall-of-eyes |
LP | XL 1394LP |
CD | XL 1394CD |