The National
First Two Pages Of Frankenstein
4AD/Beggars Group/Indigo Records
Vier Jahre nach "I Am Easy To Find" liefern The National ihr neuntes Studioalbum ab. First Two Pages Of Frankenstein könnte nicht typischer sein für die 1999 in Cinccínatti/USA gegründete Indie-Rock-Band. Dennoch ist ihr neuestes Werk anders und vor allem: großartig!
Die Vorproduktion zu Two Pages Of Frankenstein gestaltete sich extrem schwierig. Matt Berninger, Leadsänger der Combo, durchlebte eine sehr dunkle Phase in seinem Leben. Durch seine Depressionen wollten partout weder Texte noch Melodien einfallen, die internen Band-Streitereien nahmen in dramatischer Weise zu – das Ende einer außergewöhnlich kreativen und erfolgreichen Diskografie schien gekommen. Doch irgendwie schafften es Berninger, Bryce Dessner (Gitarre/Klavier), Aaron Dessner (Gitarre, Klavier, Bass), Scott Devendorf (Bass, Gitarre) und Bryan Devendorf (Schlagzeug) sich zusammenzuraufen oder wie der auch in der Klassik umtriebige Komponist Bryce Dessner es ausdrückt, „eine neue Ära in der Bandhistorie einzuläuten“. Maximilian Sippenauers (Zeit Online) ungemein zutreffende Charakterisierung der Band – „The National, das sind Virtuosen des Moll, die hochfunktionalen Kunstfasertücher unter den Jammerlappen“ – gilt im Großen und Ganzen auch für Two Pages Of Frankenstein. Der Album-Opener „Once Upon A Poolside“ deutet jedoch bereits an, dass es auf dem neuen Album optimistischer als sonst zugehen könnte. Zum einen teilt sich Berninger das Mikrofon mit Sufjan Stevens, zum anderen werden hier tatsächlich Dur-Akkorde angeschlagen. Gast-Vokalauftritte von Phoebe Bridgers und Taylor Swift – ja, The-National-Fans haben richtig gelesen – bestätigen die musikalische Kursjustierung, der inzwischen in New York beheimateten Freunde. Two Pages Of Frankenstein klingt reduzierter und vor allem sanfter als alle vorherigen Produktionen der Band. Bryce Dessners Streicherarrangements erhalten mehr Raum, die Gitarren wirken weniger kratzbürstig, als man es von The National gewöhnt ist. Parallelen zur Entwicklung des Musikerkollektivs Lambchop sind dabei durchaus erkennbar. Vordergründig betrachtet ist Two Pages Of Frankenstein sicherlich nicht der aufmerksamkeitsheischende Longplayer von The National. Aber irgendwann einmal, in hoffentlich allzu ferner Zukunft, wird man Two Pages Of Frankenstein als Meilenstein in der Bandhistorie zu würdigen wissen. Das gelingt nur Alben, deren Qualität sich schleichend erschließt – nur um sich anschließend tief in den Gehörgängen zu verankern.
Album-Formate
Download/Streaming | https://thenational.bandcamp.com/album/first-two-pages-of-frankenstein |
LP | 4AD – 4AD566LP |
CD | 4AD – 4AD566CD |