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Talk Talk

Spirit Of Eden

1988, Parlophone

← Musik
80er-Nuggets 04.05.2024

Ärger mit der Plattenfirma, irritierte Kritiker und Fans – Spirit Of Eden, das vierte Album von Talk Talk konnte oder wollte nicht mehr an den großen kommerziellen Erfolg seiner Vorgänger anknüpfen. Knapp vier Jahrzehnte später ist man sich einig: Spirit Of Eden ist ein absoluter Meilenstein der Musikgeschichte!

Kaum eine andere Band legte eine so rasante musikalische Entwicklung hin wie Talk Talk. Von ihrem Synthie-Pop-Beginn The Party’s Over über das New-Wave-Meisterwerk It’s My Life bis zum ambitionierten Art-Pop-Klassiker The Colour Of Spring führte der Weg von Mark Hollis (Gesang, Gitarre, Klavier), Paul Webb (Bass) und Lee Harris (Schlagzeug) schließlich zu Spirit Of Eden – einem Album, das dem typischen Soundgewand der Achtziger Jahre den Rücken kehrte. Psychedelische Rockelemente, Orchesterinstrumentierung, Ambient, Zeitlupentempi hielten Einzug in das Mind-Set der Briten. Hollis, der sich mit seinen Mitstreitern monatelang im Tonstudio verbarrikadierte, nannte später Ornette Coleman, Erik Satie und Claude Debussy als prägende Einflussquellen. Die fertigen Bänder schickte man zum Plattenfirma EMI, die der Schlag getroffen haben musste: Man befand das Album, für unverkäuflich und bat die Band neue Songs aufzunehmen, was Talk Talk kategorisch ablehnten und dazu bewog das Label verlassen zu wollen. EMI veröffentlichte Spirit Of Eden – exakt so, wie von den Künstlern vorgesehen – und fand sich nach dem Release mit Hollis, Webb und Harris vor Gericht wieder, sodass der Nachfolger Laughing Stock (1991), das letzte Album der Band, beim renommierten Jazz-Label Verve (Polydor) eine neue Heimat fand.

Entgegen der Erwartungen von EMI geriet Spirit Of Eden nicht zum Total-Flop – immerhin erreichte das Album Platz 19 der britischen, Platz 16 der deutschen, Platz 8 der niederländischen und sogar Platz 3 der belgischen Charts. Dennoch löste Spirit Of Eden zunächst Ratlosigkeit aus. Markus Berkmann vom Spectator sprach vielen Fans und Kritikern aus der Seele: „Es ist entweder ein äußerst verdienstvolles und mutiges Werk oder ein Haufen Müll – ich kann mich nicht entscheiden, was von beidem.“ Jahre später genießt Spirit Of Eden endlich die allgemeine Wertschätzung, die es verdient. Der Musikexpress wählte das Album zu einem der fünf wichtigsten Releases der Achtziger Jahre und Alan McGee vom Guardian brachte die Substanz der Songs auf den Punkt: „Spirit Of Eden ist alterslos; es ist erstaunlich, wie zeitgenössisch es klingt, es nimmt Post-Rock, The Verve und Radiohead vorweg. So klingt ein Künstler, dem man die Schlüssel zu einem Königreich aushändigt und der mit einem Kunstwerk zurückkehrt.“
„Es gibt kaum eine andere Band, die derart elegant und trotzdem erdverbunden großen Pop zelebrierte und die Nähe zu rockigeren Strukturen nie verlor“ äußerte sich einst Jochen König von Musikreviews.de zu Prefab Sprout, während Jason Ankeny von „AllMusic“ From Langley Park To Memphis als „eine spirituelle Reise in das Herz der amerikanischen Kultur“ bezeichnete. Beide Kritiker bringen sowohl den Band- als auch Songcharakter auf den Punkt: großes Popkino, das musikalisch haarscharf am Kitsch vorbeischrammt, mit hymnischen Melodien aufwartet, produktionstechnisch absolut auf der Höhe seiner Zeit war und mit einer stilistischen Verspieltheit daherkommt, die ihresgleichen sucht. Das Paddy McAloons hochintelligente Textarbeit sowieso in einer ganz eigenen Liga spielen, hat sich ohnehin rumgesprochen.

Track Listing

Side A:

  1. The Rainbow
  2. Eden
  3. Desire

Side B:

  1. Inheritance
  2. I Believe In You
  3. Wealth