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Roxy Music

Avalon

1982, E.G. Records/Polydor/Warner Bros. Records

← Musik
80er-Nuggets 03.03.2025

Brian Eno war schon längst gegangen, die Gefolgschaft hatten das Attribut „Glam-Rock“ bereits bei Flesh + Blood ad acta gelegt. Auch wenn vielen Kritikern und Fans die Orientierung hin zum Pop sauer aufstieß, sind sich die Meisten einig: Avalon, das achte und letzte der Album der britischen Band, ist ihr bestes und darüber hinaus noch eines der besten Alben, die jemals geschrieben worden sind!

Keine Frage, Roxy Music gilt als eine der einflussreichsten britischen Musik-Acts überhaupt – besonders, wenn man die frühe Schaffensphase der Band unter die Lupe nimmt. Man mag erstaunt sein: Trotz ihres Erfolgs, fanden sich Bryan Ferry (Gesang, Keyboards), Phil Manzanera (Gitarre) und Andy Mackay (Saxophon) – die verbliebenen Hauptprotagonisten – nur ein einziges mal auf Platz 1 der Charts: mit „Jealous Guy“, das aus der Feder von John Lennon stammt. So gut Ferrys Songwriting auch war – für den Spitzenplatz hatte es nicht gereicht. Die drei Single-Auskopplungen aus Avalon machen da auch keine Ausnahme: Der gleichnamige Opener, „More Than This“ und „Take A Chance With Me“ charteten eher mäßig. Und dennoch war weit und breit keine Musikrezensent zu finden, der Ferrys Songwriting auf Avalon nicht in den Art-Pop-Himmel lobte. Nur einmal noch sollte dieses so stark sein: auf Boys And Girls – Ferrys erstem Solo-Release nach Avalon. Den Kultstatus, den Avalon erreichte, ist aber nicht nur dem charismatischen Frontmann zu verdanken, obwohl seine Stimme hier sicherlich ihren Höhepunkt erreicht hatte. Ohne Mackay und Manzanera, die zu diesem Zeitpunkt schon längst ihre eigenen musikalischen Visionen verfolgten, sowie Produzent und Toningenieur Rhett Davies, der bei Genesis, Brian Eno, Trapez, Camel und vielen mehr an den Reglern saß, wäre ein Album eines solchen Kalibers wahrscheinlich nicht möglich gewesen – nicht zu vergessen die illustre Schar an Gastmusikern: Paul Carrack (Klavier), Neil Hubbard (Gitarren), die Drummer Jimmy Maelen, Rick Marotta und Andy Newmark sowie Alan Spenner und Neil Jason am Bass.

Auch das Studio-Umfeld schien die Musiker zu inspirieren: Warner Bros. ließ sich nicht lumpen und ließ der Band sowohl in den Gallery Studios in London als auch in den Compass Studios (Nassau, Bahamas) und in The Power Station (New York) frei gewähren. Ferry nutzte dies, um fast alle Songs „vor Ort“ zu schreiben und die Band nahm dies zum Anlass, um das Geschriebene vor Ort zu entwickeln und mit zu produzieren. Obwohl kein wirkliches Konzeptalbum, weisen die einzelnen Tracks einen inneren Zusammenhang aus, der in „Tara“, dem zweiten Instrumental des Albums gipfelt und endet: Das von Peter Saville entworfene Cover, das einen mittelalterlichen „Ritter“, der von einer Anhöhe auf verzaubertes Gewässer blickt, wird mit „Tara“ eindrucksvoll vertont. An Romantik ist das Cover, wie die gesamte Albumästhetik, kaum zu überbieten, bricht aber nicht mit dem traditionellen Artwork der Band: Das Bild basiert auf einem Foto von Neil Kirk, der Ferrys spätere Ehefrau Lucy Helmore im Morgengrauen, mit Blick auf den Lough Ugga Beag in Connemara im Westen Irlands, ablichtete. Genauso wie das Album-Cover eine Art Traumszenario entwirft, geleitet Roxy Music den Hörer durch eine mythische, Synthesizer-lastige und ätherische Reise, der es zu keinem Moment an Spannung, Leidenschaft oder Intensität mangelt. Roxy Music kreiert auf Avalon eine Welt, die wie ein sanfter Fluss immer mehr Fahrt aufnimmt, bevor er im Meer endet. Dabei ist nichts mehr von der Ruppigkeit und den Kanten früher Longplayer zu vernehmen, stattdessen herrschen pure Eleganz und Makellosigkeit. Und Avalon ist makellos – wie Ferrys Jacketkronen. Über Avalon sagte der legendäre Bob Clearmountain, der das Album im Jahr 2003 für einen SACD-Tonträger neu abmischte : „Diese Platte bedeutet mir wahrscheinlich mehr als alles, was ich je gemacht habe.“

Track Listing

Side A:

  1. More Than This
  2. The Space Between
  3. Avalon
  4. India
  5. While My Heart Is Still Beating

Side B:

  1. The Main Thing
  2. Take A Chance With Me
  3. To Turn You On
  4. True To Life
  5. Tara