Prince
Sign O’ The Times
1987, Paisley Park/Warner Bros. Records

Er verlor seine Band, er verlor seine Verlobte und stand plötzlich vor einem ziemlich großen Trümmerhaufen. Dennoch gelang es Prince aus den Ruinen der persönlichen Niederlagen aufzuerstehen und mit „Sign O‘ The Times“ seinen größten musikalischen Siegeszug zu feiern.
Das neunte Studioalbum des US-amerikanischen Musikers erschien am 30. März 1987. Ursprünglich nahm Prince ein Dreifachalbum mit 22 Songs auf: Crystal Ball musste aber auf „Wunsch“ von Warner Bros. Records gekürzt werden – eine Forderung, die das ohnehin angespannte Verhältnis zwischen dem Künstler und seinem Label auf eine harte Belastungsprobe stellte. Dem Erfolg des Doppelalbums, das daraufhin in Sign O’ The Times umbenannt wurde, tat dies keinen Abbruch: Mit vier Auskopplungen – „Sign O‘ The Times“, „If I Was Your Girlfriend“, „U Got The Look“ und „I Could Never Take The Place Of Your Man“ – eroberte Prince Rogers Nelson weltweit Spitzenpositionen in den Single- und Albumcharts. Damit erreichte er in diversen Ländern nicht nur Gold- und Platinstatus – er konnte, außer in seinem Heimatland, den Erfolg von Purple Rain, seinem sechsten Album, noch überflügeln. Bis heute bezeichnen die Musikkritiker Sign O’ The Times als Höhepunkt seines musikalischen Schaffens und im Jahr 2017 wurde das Album schließlich in die „Grammy Hall of Fame“ aufgenommen. Bevor Prince der Plattenfirma Crystal Ball präsentierte, stellte er im November 1986 ein Album fertig, das er Camille nannte. Die Idee dazu entstand während der Aufnahmen zu „Housequake“: Mit Hilfe technischen Equipments veränderte er die Tonhöhe seiner Stimme und kreierte damit ein Alter Ego namens „Camille“, was ihm später auch als Pseudonym und Alter Ego diente. Die Vokal-Bearbeitungsmethode wandte er auch bei den neu komponierten und bereits aufgenommenen Songs an, sodass sich dieser erste Arbeitstitel förmlich anbot. Obwohl Warner Camille mit einer Katalognummer versehen und zum Release freigegeben hatte, kam es aus ungeklärten Gründen nie zu einer Veröffentlichung. Stattdessen arbeitete im „Sunset Sound“ weiter an neuen Songs, spielte und sang mit Sheila E., Jill Jones, Sheena Easton, Susannah und Wendy Melvoin sowie Eric Leeds und Atlanta Bliss veränderte Versionen ein, bis Crystal Ball fertig war. Durch die Ablehnung von Warner sah sich Prince gezwungen sieben Songs zu streichen und die Reihenfolge der Tracklist zu ändern – Sign O’ The Times war das Resultat einer extrem langen Schwangerschaft und Geburt.
R&B, House, Funk, Jazz, Pop, Rock und Soul – die stilistische Vielfalt des Albums, verteilt auf 80 Minuten und 6 Sekunden, ist beeindruckend. Frühere Prince-Scheiben zeichneten sich eher durch musikalische oder thematische Kontinuität aus – letzteres fand sich auf Sign O’ The Times eigentlich nur noch in den Songtexten, die überwiegend von zwischenmenschlichen Beziehungen, Liebe und erotischen Anspielungen handeln. Doch musikalisch betrachtete Prince die Welt jetzt durch die Augen von „Camille“ – jener Persönlichkeit zwischen Frau und Mann, die die weibliche Sexualität zu verstehen versuchte. Inwieweit Camille ihm dabei behilflich war, die beiden vorangegangen Trennungen zu verarbeiten, weiß nur der Meister selbst: Ende 1986 löste er seine Band „The Revolution auf“, gleichzeitig gab ihm seine Verlobte Susannah Melvoin, Schwester der Revolution-Gitarristin Wendy, den Laufpass – während den ersten Aufnahmen zum Album. Nelson George von Pitchfork Media brachte den Stellenwert des Albums auf den Punkt: Es sei unmöglich, „einen einzelnen Höhepunkt von Prince’ glorreicher Karriere“ in den 1980er Jahren auszuwählen, aber Sign O’ The Times sei „sicherlich sein komplexestes und abwechslungsreichstes Statement“. Das Album sei „ein Zeugnis für die Bandbreite seiner Begabungen und den kühnen künstlerischen Ehrgeiz“, der seiner Musik Gestalt gegeben habe; „innovative Arrangements, verführerische, aber dennoch belastende Texte und seine bemerkenswerte Stimme“ verschmelzen „zu einer Einheit“. Das inzwischen leider verstorbene Genie sollte noch einer Reihe fantastischer Releases abliefern, darunter auch zwei Dreifachalben. Doch keins enthielt jene unfassbare Magie, die Sign O’ The Times heute noch versprüht!
Track Listing
Side A:
- Sign O’ The Times
- Play In The Sunshine
- Housequake
- The Ballad Of Dorothy Parker
Side B:
- It
- Starfish And Coffee
- Slow Love
- Hot Thing
- Forever In My Life
Side C:
- U Got The Look
- If I Was Your Girlfriend
- Strange Relationship
- I Could Never Take The Place Of Your Man
Side D:
- The Cross
- It’s Gonna Be A Beautiful Night
- Adore