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Marc Ribot

Map Of A Blue City

New West Records/H’Art

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Album 02.06.2025

Ziemlich rar sind sie geworden, die Solo-Alben von Marc Ribot. Sein letztes Album – Songs Of Resistance – liegt inzwischen sieben Jahre zurück, und obwohl er sich trotz enormer Aktivität als Gast- und Begleitmusiker immer dezent im Hintergrund halten möchte, wird jedes Release unter eigenem Namen grundsätzlich zu einem viel beachteten Fachmedienereignis. Das liegt nicht nur daran, dass er einer der einflussreichsten Gitarristen der letzten Jahrzehnte ist: Ribot steht für Innovation, Qualität und musikalischen Freigeist – da macht auch Map Of A Blue City keine Ausnahme.

Liest man sich die Liste der Künstler durch mit denen Marc Ribot im Laufe seiner Karriere zusammengearbeitet hat, darunter befinden sich Musiker wie James Carter, Petr Kotík, Elliott Sharp, die Jazz Passengers, Medeski, Martin & Wood, Bill Frisell, John Zorn, Dave Douglas, Arto Lindsay, Vinicius Cantuária, Evan Lurie, Marianne Faithfull, McCoy Tyner, Allen Ginsberg, Madeleine Peyroux, Elton John, Norah Jones, Diana Krall, The Black Keys und Laurie Anderson – um nur einige wenige zu nennen – könnte man vor lauter Ehrfurcht erstarren. Der Weg zum gefragten Studio- und Live-Musiker war für den 1954 in Newark, New Jersey (USA), geborenen Komponisten ziemlich ungewöhnlich: Obwohl er Linkshänder ist, spielte er von Anfang an eine Rechtshänder-Gitarre. Als Teenager nahm er klassischen Gitarrenunterricht bei Frantz Casseus und zog Ende der Siebziger nach New York, wo ihn der Organist Jack McDuff und Soulsänger Wilson Pickett unter ihre musikalischen Fittiche nahmen. Später wurde er Mitglied der Band von Solomon Burke, bevor Mitte der Achtziger Jahre zu den Lounge Lizards stieß und Bekanntschaft mit John Lurie, Arto Lindsay, Tom Waits und Elvis Costello machte – Begegnungen, die seinen Weg nachhaltig beeinflussen sollten. Ribot, der sich in letzter Zeit hauptsächlich seinem Avantgarde-Trioprojekt Ceramic Dog und The Young Philadelphians widmete, bei denen er zusammen mit Jamaaladeen Tacuma, Calvin Weston und Mary Halvorson Hits des Philly-Sounds der 1970er Jahre interpretiert, fühlt sich berufen auch politisch aktiv zu sein: Als überzeugter „Anti-Trumpist“ wurde er zum Präsident der „Content Creators Coalition“ – einer Organisation, die sich für die faire Behandlung von Musikschaffenden im Zeitalter digitaler Medien engagiert. Insbesondere wendet die Gruppierung sich dabei kritisch gegen Spotify und ähnliche große Streamingdienste, die nach Ribots Meinung Künstler kommerziell ausbeuten.

Die Veröffentlichung von Map Of A Blue City kam recht überraschend, befand sich der vielbeschäftigte Ausnahme-Gitarrero doch inmitten diverser Projekte. Aber plötzlich war es da – ohne große Marketingmaßnahmen, ohne Publicity-Arbeit seitens seines Plattenlabels. Und dennoch gibt es kaum eine Fachzeitschrift oder ein Online-Magazin, dass nicht kurz nach dem Release mit einer Rezension oder einem Interview aufwartete – ein Beleg für die Einzigartigkeit dieses Gitarrenvirtuosen, dessen technische Fähigkeiten nicht unbedingt auf Augenhöhe mit denen eines Julian Lage, John Scofield oder Buckethead sind, die er aber durch unvergleichlichen Einfallsreichtum und Individualität vergessen macht. Was letzteres anbetrifft, ist Map Of A Blue City ein typisches Ribot-Album: unglaublich originell und kreativ. Und obwohl es ein klassisches Singer-Songwriter-Album ist, weigert sich der US-Amerikaner sich anzubiedern. Er mag es lieber ungeschliffen, kantig und schräg, manchmal sogar sperrig und kühl. Aber Map Of A Blue City ist gleichzeitig auch warm, mitfühlend und zugänglich. Ribot beschreibt es mit eigenen Worten: „Es gibt einige harte Wahrheiten und kalte Beobachtungen in diesen Liedern. Ich wollte, dass der Raum klein genug ist, damit man sich nicht abwenden kann, aber warm genug, um das Gefühl zu haben, dass man sie von einem Freund hört“. Map Of A Blue City handelt davon, „was es bedeutet, verloren zu sein, Verwirrung und Angst, aber auch die Aufregung über so viele ungeahnte Möglichkeiten zu empfinden“. Ribot verleiht dem Ganzen Ausdruck, indem er sparsam instrumentiert und arrangiert – mal mit Streichern, Holz- und Blechbläsern, Akkordeon, Bass und Schlagzeug, mal nur mit Glockenspiel oder Westerngitarre. Ein begnadeter Sänger ist Ribot wahrlich nicht, aber er besitzt den Mut, seine raue, brüchige Stimme in den Vordergrund zu stellen, um den Songs Authentizität und Strahlkraft zu verleihen – eine Vorgehensweise, die voll ins Schwarze trifft. Als Kind zeichnete die Tochter von Marc Ribot einen Stadtplan in einem tiefen, leuchtenden Blau. Als er ihre blaue Karte lobte, korrigierte sie ihn: „Das ist keine blaue Karte, das ist die Karte einer blauen Stadt!“ Diese Differenzierung blieb bei Ribot haften und inspirierte ihn zu einem der besten Alben seiner unfassbar großen Diskografie!

Album-Formate

Download/Streaming https://marcribot.bandcamp.com/album/map-of-a-blue-city
LP NW6604LP
CD NW6604CD