Kjellvandertonbruket
Fossils
Startracks/Indigo

Der schwedische Singer/Songwriter Christian Kjellvander ist seit rund 20 Jahren eine feste Instanz in der Indie-Szene. 2020 tat er sich mit seinen Landsleuten vom Jazzkollektiv Tonbruket zusammen, deren Mastermind kein geringerer als Dan Berglund ist – Bassist des legendären Esbjörn Svensson Trio. Das neugegründete Bandprojekt sorgte gleich für eine faustdicke Überraschung: Mit Doom Country veröffentlichte man ein düsteres Album, das sich anhörte wie Nick Cave auf einem psychedelischen Trip. Fossils führt den genreübergreifenden Exkurs in die Dunkelheit der Musik fort und ist dabei spannender denn je.
Um es kurz zu machen: Fossils ist vom Jazz so weit weg, wie der Habicht vom Mond. Aber eine klassische Jazz-Combo wollten Tonbruket, zu denen außer besagtem Dan Berglund noch Andreas Werliin (Schlagzeug, Percussion), Martin Hederos (Klavier, Synthesizer), Johan Lindström (Gitarre) zählen, eh nie sein. Zu vielseitig waren die musikalischen Einflüsse, die die Bandmitglieder von „The Soundtrack Of Our Lives“, „Wildbirds & Peacedrums und „E.S.T“ in den Tonbruket-Veröffentlichungen verarbeiteten. Wenn sich zu solchen Freigeistern noch ein in Moll komponierender Geschichtenerzähler wie Christian Kjellvander hinzugesellt, kann eigentlich nur Musik entstehen, die sich den typischen Kategorisierungen entzieht. Und so wurde das Debüt Doom Country zu einer größtenteils improvisierten, sich permanent in Bewegung befindenden, dynamisch wechselhaften und atmosphärisch intensiven Emulsion aus schwermütigem Folk, psychedelischem Rock, Spoken Word und Jazz – eine Mixtur, die manchen Kjellvander- und/oder Berglund-Fan ziemlich überfordert haben dürfte. Auf die Verkaufszahlen und Medienrezensionen hatte dies keine negativen Auswirkungen, im Gegenteil: Doom Country wurde von Hörern und der Presse gleichermaßen frenetisch gefeiert. Auf Fossils, das binnen vier Tagen live eingespielt wurde, rücken Kjellvandertonbruket nicht von ihrem eingeschlagenen Weg ab – die Rezeptur und der energetische Vortrag sind identisch. Dennoch wirkt Fossils aufgeräumter als der Vorgänger und gibt sich populären Songstrukturen zugeneigter, was der energetischen Eindringlichkeit und den Spannungsbögen keinen Abbruch tut. Fossils könnte als Soundtrack zu einem imaginären, dystopischen Film Noir durchgehen, wären da nicht Texte und Gesang. Aber gerade letztere dienen zunächst als Orientierung und halten letztlich dieses dunkelschwedische Soundgeflecht zusammen, auf das man sich mit allen Sinnen einlassen sollte. Tut der Hörer dies, wird er reich belohnt – mit einem musikalischen Trip, den man so nicht alle Tage um die Ohren gehauen bekommt!
Album-Formate
Download/Streaming | https://kjellvandertonbruket.bandcamp.com/album/fossils |
LP | STAR 343313-1 |
CD | STAR 343313-2 |