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U2

Songs Of Surrender

Ein künstlerischer Offenbarungseid!

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Thema 12.04.2023

Eine rein subjektive, unbedingt objektive Betrachtung des neuen Album-Release von U2.

Seit fast einem halben Jahrzehnt firmieren Adam Clayton (Bass), Larry Mullen Junior (Schlagzeug), David Howell Evans aka „The Edge“ (Gitarre) und Paul David Hewson aka „Bono“ (Vocals) unter dem, zugegebenermaßen einprägsamen, Bandnamen U2. 50 Jahre muss man erstmal miteinander aushalten, das gelingt nur den Allerwenigsten. Chapeau. 15 Alben gibt die Albumdiskografie inzwischen her, auch nicht schlecht. Haben Sie Hits geschrieben? Ja, sicher. Große Hits sogar! Songs wie „Sunday, Bloody Sunday“, „Pride (In The Name Of Love)“, „With Or Without You“ oder „Where The Streets Have No Name“ haben die vier Iren zu echten Stadionfüllern gemacht. Der Bombast ihrer Live-Shows war kaum noch zu übertreffen – höchstens durch den überpathetischen Auftritt ihres Frontmanns. Mann, konnte einem das selbstgerechte, aufgeblähte „Wir-retten-die-Welt“-Geschwafel von Bono auf die Nerven gehen. Aber das Konzept U2 ging auf. Nicht nur kommerziell: Dass er es ernst meinte, seine Bekanntheit für die Verbesserung von politischen und sozialen Problemfeldern zu nutzen, kauften Bono sogar Menschen ab, die keine Musik von U2 hören (wollen). Amnesty International, Nelson Mandela, Bill und Melinda Gates … wer sich hier an wem „bediente“ mag dahingestellt sein, unglaubwürdig waren diese Kooperationen jedoch keinesfalls. Vielleicht marketingseitig etwas zu offensichtlich zur Schau gestellt, aber dennoch respektgebietend. Doch in erster Linie ist U2 eine Band, die sogar für eine massenkompatible Musikcombo eine kreative Hochphase hatte. Man denke hier vor allem an die frühneunziger Phase, in der „Achtung Baby“ und „Zooropa“ entstanden. Als Musiker bzw. Sänger sind die Herren Mullen, Clayton, „The Edge“ und „Bono“ Mittelmaß, handwerklich bessere Pop-Rocker gibt es zuhauf. Daran sollte kein Zweifel bestehen. Spätestens wer sich David Guggenheims Dokumentarfilm „It Might Get Loud“ unvoreingenommen angeschaut hat, wird sich früher oder später die Frage stellen müssen, was ein „The Edge“ zwischen Jack White und Jimmy Page zu suchen hat – auch wenn arg böse Zungen nach wie vor behaupten, dass letzterer seine Gitarre(n) nicht stimmen könne.

Seit dem in 2000 veröffentlichten „All That You Can’t Leave Behind“, das immerhin noch mit respektablen 12 Mio. verkauften Tonträgereinheiten protzen konnte, wurde der Dinosaurier U2 immer träger und behäbiger. Das via iTunes veröffentlichte „Songs Of Innocence“ schaffte es gerade mal auf 650.000 Verkäufe. Mit „Songs Of Surrender“ erscheint nun eine „Greatest-Hits-Compilation“. Um keine bloße „Best of“ zu veröffentlichen, man wollte anscheinend den eigenen, künstlerischen Ansprüchen gerecht werden, feilte die Band zwei Jahr lang an „acoustic and re-imagined“ Versionen ihres Songkatalogs. Die Aufnahmen hierzu fanden in Frankreich, London und Los Angeles statt. Hört man sich das Ergebnis an – eine über alle Maßen quälende Angelegenheit, wenn man sich dazu entschlossen hat, die „Deluxe Collectors Edition“ mit 40 Songs auf vier CDs zu erwerben – hätte es ein Proberaum an einem Ort, wo sich Fuchs und Hase „gute Nacht“ sagen auch getan. Nicht wegen der Aufnahmequalität, die nicht besonders audiophil, aber durchaus solide geriet. Es ist der musikalische Mehrwert, den die „Neuinterpretationen“ zu bieten haben, denn dieser liegt bei null. Kompositorische Ideen? Fehlanzeige! Überraschende Arrangements? Mitnichten! Interessante Instrumentierungen? Diesbezüglich wird das Sprichwort „Wer suchet, der findet!“ ad absurdum geführt. Auf „Songs Of Surrender“ regiert die pure Langeweile, selbst die ödeste Steppenlandschaft wirkt beseelter auf den Geist, als diese lieblose, biedere und ausdruckslose Ansammlung von ehemals mehr oder weniger gefälligen Songs. Was für ein künstlerischer Offenbarungseid! Sie sind entsetzt, ob dieses Statements? Hier der masochistische Vorschlag zur Güte – die 5-Sterne-Kritik des Rolling Stone: https://www.rollingstone.de/reviews/u2-songs-of-surrender-walk-on-bono/